Ein „böhmischer Traum“ in Bad Staffelstein

Von Gerd Klemenz

Ein „böhmischer Traum“ in Bad Staffelstein
„Blech & Co“ eröffnete den Böhmischen Traum in der Adam Riese Halle. Foto: Gerd Klemenz

Pure Leidenschaft überall, bei Besuchern, Organisatoren und Musikern. Fragt man Marcus Ultsch und seine Kollegen vom Musikverein Uetzing-Serkendorf, warum sie ein Konzert mit drei Spitzenklasse-Orchestern organisieren, antworten sie: „aus Leidenschaft zur böhmisch und mährische Blasmusik.“ Erkundigt man sich bei den Musikern, weshalb sie jene Blasmusik spielen, erhält man die gleiche Antwort. Ebendies wird erwidert, hört man sich beim Publikum in der mit rund 900 Besuchern gefüllten Adam-Riese-Halle um.

„Ein böhmischer Traum“ war es, den „Blech & Co“, „Boršičanka Antonína Koníčka“ und „Alpenblech“ am Samstagabend wahr werden ließen. Nach einer kurze Begrüßung durch Organisator Marcus Ultsch spielte die aus dem Schwabenland angereiste Kapelle „Blech & Co“ mit geballter Blasmusik groß auf.

90 Minuten musikalische Meisterleistung: „Blech & Co“

Ein „böhmischer Traum“ in Bad Staffelstein
Ob gemeinsam oder als Solopart: Wolfgang Allstätter und Kathrin Müller überzeugten bei ihren Gesangseinlagen. Foto: Gerd Klemenz

Für den musikalischen Leiter Toni Müller war es allerdings der vorletzte Auftritt. Nach 15 Jahren wird er den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Michael Schiegg übergeben. „Es ist eine Lebensfreude, Musik zu machen, und ich werde weiterhin auch Musik machen. Vielleicht in einer anderen Formation – ich weiß es noch nicht. Es steckt sehr viel Arbeit hinter der Musik, aber wenn es läuft, dann freut man sich des Lebens“, so Toni Müller.

Ob mit böhmischen oder modernen Stücken, die aktuellen Sieger des Grand Prix der Blasmusik verstanden es, dem Publikum richtig einzuheizen. Ein besonderes Highlight waren die Sologesangseinlagen „Gabriellas Song“ oder der Titelsong aus dem Musical „Elisabeth“, „Ich gehör nur mir“, mit Kathrin Müller sowie „Just a Gigolo“ mit Wolfgang Allstätter. Auch im Duett gaben beide sehr gekonnte gesangliche Einlagen. Mit der „Böhmischen Liebe“ beschloss „Blech & Co“ nach rund 90 Minuten seine musikalische Meisterleistung.

Gute Musik aus Tschechien: „Boršičanka Antonína Koníčka“

Ein „böhmischer Traum“ in Bad Staffelstein
Die Formation „Boršicanka Antonína Konícka“ aus Südmähren unterhielt die Besucher mit mährischer und böhmischer Blasmusik. Foto: Gerd Klemenz

Erstmals spielte mit „Boršičanka Antonína Koníčka“, eine tschechische Formation beim böhmischen Traum in Bad Staffelstein auf. Die Musiker aus Südmähren nahmen extra eine neuneinhalbstündige Fahrt auf sich, um bei diesem Event dabei zu sein. Den begeisterten Zuhören war schnell klar, dass aus der Gegend des guten Obstbrands Sliwowitz auch gute Musik kommt.

Die Tschechische Republik besteht aus den Ländern Böhmen und Mähren, was sich auch in der Blasmusik widerspiegelt. Die Blaskapelle „Boršičanka Antonína Koníčka“ wurde 2001 gegründet und besteht aus zwölf Musikern und drei Gesangsolisten.

Ansteckend und mitreißend: „Alpenblech“ aus dem Allgäu

Ein „böhmischer Traum“ in Bad Staffelstein
Kraftvoller Sound: Die Formation „Alpenblech“ zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig moderne Blasmusik klingen kann. Foto: Gerd Klemenz

Dass Musik Spaß macht, vermittelten alle drei Formationen, am freundlichsten vielleicht die aus dem Allgäu stammenden Vollblutmusiker von „Alpenblech“. Das sprang schnell auf den Hörer über – einfach ansteckend, mitreißend und wohlige Gänsehaut auslösend. Der Unterhaltungswert war für Klaus Schwärzler und seine Musiker von gleicher Bedeutung wie der musikalische Anspruch.

„Wir haben Spaß an unserer Musik, das ist für uns wichtig“, bestätigt Klaus Schwärzler, der Gründer und musikalische Leiter des Ensembles. Als Schlagzeuger sorgte er in vielen bedeutenden Orchestern für den richtigen Takt und hat an der Musikhochschule Zürich die Professur für Schlagzeug inne.

Ein „böhmischer Traum“ in Bad Staffelstein
In der vollen Adam-Riese-Halle war eine gute Stimmung. Es wurde geklatscht und gejubelt. Foto: Gerd Klemenz

Kurzweilige Moderation, erfrischender Wechsel zwischen getragenen und rasanten Stücken, zwischen Polkas, Märschen und anderen Musikrichtungen, perfekte Intonation, voller Orchesterklang, technische Perfektion in allen Registern, weicher Gesang, atemberaubende Solisten und pure Spielfreude knapp sechs Stunden lang. Kurz: Die fünfte Auflage des „Böhmischen Traums“ war wieder ein Feuerwerk an böhmisch-mährischer Blasmusik mit Niveau. Nicht nur, weil böhmische und mährische Blasmusik konzertant präsentiert wurde, sondern gerade weil alle Beteiligten eines versprühten: pure Leidenschaft.

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