Neuer musikalischer Leiter bei den Nussolinos

Marcel Werner ist neuer Leiter der Uetzinger Nussolinos
Ein Musiker mit Herz: Marcel Werner spielt Waldhorn und Schlagzeug. Seit Jahresbeginn übernahm er den Dirigentenstab der Nussolinos
Foto und Text: Gerd Klemenz

Seit Jahresbeginn haben die Nussolinos, das Schülerorchester des Musikvereins Uetzing-Serkendorf mit Marcel Werner einen neuen Orchesterleiter. Mit gerade einmal 16 Jahren trat er die Nachfolge von Daniela Reh an, die berufsbedingt das Amt niedergelegt hat. Im Gespräch mit dem Obermain-Tagblatt erzählt Marcel Werner, was ihn zu diesem Schritt bewegte und was er mit den Jugendlichen vorhat.

Für sein neues Amt hat sich Marcel Werner durch das Ablegen des Goldenen Musikerleistungsabzeichens D3 im Hammelburg im Sommer 2019 qualifiziert. Das Gold-Abzeichen bestätigt Talenten ihre solistisch-musikalische Reife. Mit der höchsten Auszeichnung für Hobbymusiker hat er einen ersten Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn erreicht. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten für eine tiefergehende Beschäftigung mit der Musik. Der Weg zu einer Dirigentenausbildung oder zu einer aussichtsreichen Bewerbung an einer Musikhochschule steht ihm somit offen. Ende 2020 startete nun ein neuer Abschnitt in der musikalischen Laufbahn von Marcel Werner. „Mir gefällt es, die Hintergründe und Intentionen der Komponisten in den Stücken wiederzufinden und diese dem Orchester beizubringen und umzusetzen. Meist steckt viel mehr hinter einem Stück, außer nur das, was in den Noten steht.“

Marcel Werner, Dirigent der Nussolinos

„Nachdem ich mich schon zuvor ein wenig für die Kunst des Dirigierens interessierte, kam der Musikalische Leiter der Blaskapelle, Petr Horejsi, auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, das Schülerorchester, die Nussolinos, zu übernehmen“, berichtet Marcel Werner. „Er würde mich mal mit zum Grundkurs, der Ausbildungsphase zum Stimm- und Registerführer nehmen, wobei man schon die Grundlagen des Dirigierens lernt. Ich war begeistert von der Idee und war Feuer und Flamme“, fügt er an. Doch dann kam die Corona-Pandemie und machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Sein Grundkurs im Herbst konnte nicht stattfinden.

Da er aber zum Jahresbeginn die Nussolinos leiten sollte, erklärte sich Petr Horejsi bereit, ihm die Grundlagen des Dirigierens beizubringen und ihn als Lehrer im Hintergrund zu unterstützen. „So habe ich seit einigen Monaten Dirigierunterricht in Onlineform per Videokonferenz, bis Präsenz wieder möglich ist“, erzählt der 16-Jährige. „Mir gefällt es, verantwortlich für ein Orchester zu sein, die Musiker zu fördern und weiterzubringen und mein Wissen weiterzugeben“, sagt er. Außerdem wolle er gerade jungen Musikern das Fundament für das Orchesterspiel beibringen, sodass sie bestens für die Blaskapelle gewappnet seien und ihrer Begeisterung und ihrem Können keine Grenzen gesetzt seien. „Zwar konnte ich noch nicht mit dem Orchester Live-Proben abhalten, doch ich stelle es mir magisch vor, wenn man Wochen an einem Stück probt und man am Ende bei einem Konzert oder Auftritt dieses Stück aufführt und alles so läuft, wie geprobt und einstudiert, und man bei dem Applaus des Publikums in strahlende Musikergesichter blickt“, schwärmt der Vollblutmusiker.

Ein großer Teil der Arbeit eines Dirigenten spielt sich im Hintergrund ab. Proben vorbereiten, Partituren einstudieren oder Stücke auswählen. Hier ist ein großer Anteil der Musiktheorie präsent, was man in den D-Prüfungen lernt. „Mir gefällt es, die Hintergründe und Intentionen der Komponisten in den Stücken wiederzufinden und diese dem Orchester beizubringen und umzusetzen. Meist steckt viel mehr hinter einem Stück, außer einfach nur das, was in den Noten steht“, erzählt der Neue.

Da zurzeit das Proben in Präsenz nicht möglich ist, finden mit den Kindern Onlineproben statt. „In jeder Probe wird ein musikalischer Themenbereich aufgefrischt, etwa Artikulation oder Dynamik, für die in normalen Probenzeit wenig Zeit wäre. Natürlich darf auch der Spaß nicht fehlen“, erklärt Marcel Werner. Dazu gebe es in jeder Probe ein Quiz, das einen kleinen Ausblick auf die Möglichkeiten, die die jungen Musiker in der Zukunft erwarten, wie etwa in neue Musikstile oder in das Musizieren in der Blaskapelle. „Die Hauptsache ist, diese schwere Zeit bestmöglich zu nutzen und zu überbrücken und die Kinder am Instrumentalspiel weiter zu begeistern und die Motivation aufrecht zu erhalten und ihnen somit auch die Chance zu bieten, in dieser Stunde alles andere Schlechte auszublenden, aus dem Alltag zu entfliehen und sich nur dem schönsten Hobby der Welt, der Musik, zu widmen“, so der Dirigent.

Schon mit zehn Jahren spielt Marcel Werner im Musikverein

Schon seit zehn Jahren spielt Marcel Werner Musik. Als Kind war er in der ersten Bläserklasse im Musikverein. „Im Einzelunterricht lernte ich die Technik und die Grundlagen auf dem Waldhorn, und im Orchester konnte man diese umsetzen und das Orchesterspiel erlernen“, berichtet er. Nach den zwei Jahren Bläserklasse absolvierte er das Juniorabzeichen auf dem Horn, dann folgte die Gründung des Schülerorchesters, der Nussolinos. Hier wurde das Niveau anspruchsvoller und jeder bildete sich musikalisch weiter. In dieser Zeit absolvierte er das Bronze- und das Silberabzeichen auf dem Waldhorn. Mit bestandener Silberprüfung wurde er in die Blaskapelle aufgenommen und absolvierte nach reichlichem Üben im Sommer 2019 das Goldene Musikerleistungsabzeichen D3. „Außerdem spiele ich seit vier Jahren Schlagzeug und habe 2020 das bronzene Leistungsabzeichen absolviert und stehe nun, wenn Corona es zulässt, kurz vor dem silbernen Leistungsabzeichen“, erzählt der Jugendliche.

Wenn die Pandemie es nicht gerade verhindert, ist Marcel Werner in allen vier Orchestern des Musikvereins Uetzing-Serkendorf aktiv. Darüber hinaus musiziert er im Bezirksorchester Oberfranken, in der Big-Band des Meranier-Gymnasiums, im Blasorchester der Musikschule Lichtenfels, seit 2020 auch im Kreisorchester Lichtenfels. Außerdem hilft er regelmäßig in anderen Orchestern, wie dem Instrumentalkollegium Lichtenfels, einem klassischen Orchester, aus.

„Wenn ich Musik mache, kann ich vom Alltag und allem Stress für eine kurze Zeit abschalten. Andere finden das in einem Sport, aber für mich bietet die Musik diesen Zufluchtsort gerade in einer solchen Zeit voller Probleme und Einschränkungen“, berichtet Werner. „Außerdem trifft man Freunde und mit der Zeit und dem Musizieren in verschiedenen Orchestern merkt man, wie man in eine riesige Musikerfamilie hineinwächst, alle pflegen dasselbe Hobby und das verbindet“, so der Vollblutmusiker.

Das Gemeinschaftserlebnis im Orchester

„Dieses Gefühl kann man nicht beschreiben, Teil einer so großen Gemeinschaft zu sein ist überwältigend. Außerdem fasziniert mich die Musik: Manchmal lässt sich etwas nicht in Worte fassen, doch die Musik bietet das Phänomen, durch Klang den Zuhörern Gefühle und Emotionen zu übermitteln, jeder bildet sich sein eigenes Bild, das die Musik ihm übermittelt.“ Die Musik sei keine Einzelsportart, es werde immer in einer Gemeinschaft musiziert, man höre aufeinander, um ein möglichst perfektes Klangerlebnis für die Zuhörer zu bieten. Einer verlasse sich auf den Anderen im Satz oder den Hintermann, weil im Orchester jeder seine Rolle übernimmt. „Einzeln klingen die Stimmen der Instrumente nach nicht viel oder sogar etwas seltsam, aber zusammengespielt lassen sich wunderbare Hörerlebnisse gestalten“, fügt Marcel Werner an.

https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/marcel-werner-ist-neuer-leiter-der-uetzinger-nussolinos;art2486,896644?wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F&wt_t=1621181087373

Instrumente raus und Laptop an!

Da im Lockdown keine Präsenzproben erlaubt sind, überlegte sich Dirigent Petr Horejsi von der Blaskapelle Uetzing wieder etwas Neues. Nun heißt es für die Musiker jeden Dienstag – Instrumente raus und Laptop an zur Online-Probe. So kommen die Musiker nicht aus der Übung und nach der Probe wird der gesellige Teil eingeläutet. Aber trotz aller technischen Möglichkeiten freuen sich alle darauf, wieder persönlich vor Ort miteinander zu proben und vor ihren Musikfreunden aufzutreten. Alle sind per Bild zugeschaltet und können sich sehen, aber nicht hören. Die eigenen Fehler hört man also nur selber, hat auch manchmal Vorteile. Dirigent Petr Horejsi sagt die Stücke an und dirigiert am Bildschirm und jeder spielt seine Stimme zuhause. Das ist eine völlig andere Art des Probens, macht aber allen Teilnehmern großen Spaß. Das gemeinsame Proben ersetzt es auf keinen Fall, aber es ist zumindest eine Möglichkeit ein wenig an der Probenarbeit dran zu bleiben. „Die Musiker greifen immerhin wieder mal zu den Instrumenten und spielen. In diesem Fall hat die Online-Probe ziemlich den ähnlichen Ablauf wie eine normale Probe. Zunächst Übungen zum Einspielen, ein Choral zum warm werden und dann gleich ans Stück ran. Wir hoffen, ja bald wieder vor Publikum spielen zu dürfen“, erklärt Petr Horejsi. „Für mich war es sehr spannend, wie die Online-Proben bei den Musikern ankommen. Bringt es etwas? Haben die Musiker Lust darauf? Was erwarten sie und was muss ich machen, um diese Erwartungen weitgehend zu erfüllen?“ Das sind Fragen, die sich der Uetzinger Dirigent vor den Online Proben gestellt hat. In jeder Online-Probe wurde der Schwerpunkt auf verschiedene Werke gelegt. So ging es etwa in den Probe um das „normale“ Rundenprogramm. Auch die Vorbereitung auf Konzerte mit neuen Stücken stand an. Denn für den 30. Oktober ist ein Jubiläumskonzert des Musikvereins Uetzing-Serkendorf in der Adam Riese Halle in Bad Staffelstein geplant. Dabei hofft man, dass dies stattfinden kann, nachdem bereits das Jubiläumswochende an Pfingsten aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden musste. Vor den Proben erhalten die Musiker im Vorfeld Informationen zu den Stücken der nächsten Online-Probe. Dann ist es wichtig Musik zu hören. „Ich hab versucht das Hören auf verschiedene Aspekte wie Klang, Zusammenspiel und Wirkung zu lenken“, erklärt der Dirigent. Mit dem Eindruck der ersten Höreindrücke konnte man dann gemeinsam die Noten besprechen. Wichtige Stellen in den einzelnen Registern wurden gemeinsam analysiert. Es wurden Vereinbarungen getroffen, welche Stimmen führen, wer eine Solo-Rolle übernimmt oder wo und wie wir fehlende Instrumente ersetzen. Die Musiker konnten dabei die Einzeichnungen direkt in ihre Noten vornehmen. Dieses Vorgehen ist sicher auch eine optimale Verbesserung für die Zeiten, in denen die Proben wieder offline beziehungsweise in Präsenzform stattfinden. Daher hat hier die „Zwangspause“ sicher auch für eine „Zwangsdigitalisierung“ gesorgt, aber mit sinnvollen Nebenwirkungen. Noch immer offen ist aber die Frage, ob es die „Online-Proben“ bringen. Diese Frage kann erst beantwortet werden, sobald die nächsten Präsenzproben wieder möglich sind. „Wir hoffen das Beste, dass es bald wieder möglich ist gemeinsam und für ein Publikum zu spielen. Bis dahin sind wir aber unserem Hobby treu. Nur auf eine andere Art und Weise“, erklären die Musiker. Bedanken möchte sich die Blaskapelle Uetzing bei allen Sponsoren, Mitgliedern und Spendern die in dieser nicht einfachen Zeit den Musikverein Uetzing-Serkendorf e.V. unterstützen.

https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/uetzinger-blasmusik-instrumente-raus-und-laptop-an;art2486,888561?wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F&wt_t=1617115736084

Text: Gerd Klemenz